Was haben Ernährung und Osteopathie miteinander zu tun?

Osteocrone Osteopathie Rückenbehandlung Robin Cronenberg

Wie Nährstoffe zu unserem Wohlbefinden beitragen können!

Das Thema Ernährung nimmt auch in der osteopathischen Praxis eine immer größere Bedeutung ein.

Mittlerweile wissen wir, welchen Einfluss, Ernährungsfaktoren auf Themen wie Wundheilung, chronische Schmerzen, Entzündungs- und autoimmune Geschehnisse haben können.

Ich werde von meinen Patienten täglich mit Fragen aus diesem Bereich konfrontiert, wobei die Vermittlung von der Ernährungsmedizin noch kein Standardteil im Curriculum der osteopathischen Ausbildung darstellt.

 Ein fundiertes Wissen über die Einflüsse der Ernährung, im Rahmen einer Therapie erweitert, jedoch die therapeutischen Möglichkeiten bei zahlreichen Krankheitsbildern, so dass Patienten umfassender geholfen werden kann.

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Aufgaben von Ernährung:

Möchte ich Patienten einen möglichst gesunde Ernährung empfehlen, stellt sich zuallererst die Frage, was die Aufgaben und Funktionen von Nahrung sind.

Kurz und knapp ist es die ausreichende Aufnahme von Makro- und Mikronährstoffen, da diese in unserem Körper unzählige ,essentielle Aufgaben erfüllen.

Makronährstoffe: Kohlenhydrate ,Proteine und Fette: dienen dabei in erster Linie der Versorgung mit Energie.

 Jede unserer knapp 30 Billionen Zellen, von der Muskelzelle bis zur Immunzelle, benötigt Energie, um reibungslos funktionieren zu können. Dementsprechend kann Energie auch als die wichtigste aller Ressourcen in unserem Körper betrachtet werden.

 Aus diesem Grund haben sich evolutionär, zahlreiche Stoffwechselmechanismen entwickelt, die die Energie im Körper regelt.

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Wesentliche Aufgaben und Funktionen von Nahrung :

  1. Versorgung mit Energie

  2.  Versorgung mit Baustoffen

  3.  Aufrechterhaltung von Körperprozessen

    Metabolische Inflexibilität:

Bereits an diesem Punkt ergeben sich aufgrund unserer modernen Lebenswandels zahlreiche Probleme, vor allem aber im Hinblick auf die metabolische Flexibilität.

Das System ist darauf aufgelegt mit unterschiedlichen Energie Substraten zum Beispiel Fetten, Kohlenhydraten, Ketonen und Laktat zu arbeiten.

Werden, diese nicht in ausreichender Menge produziert oder von außen zugeführt, wird unser Körper bei der Energieproduktion oftmals abhängig von einzelnen und spezifischen Quellen.

Allen voran gilt das heutzutage für Glucose.

Der reichhaltige und häufige Verzehr von einfachen Kohlenhydraten und Zucker ebenen den Weg zur metabolischen Inflexibilität. Die Folgen davon können neben chronischer Erschöpfung, auch die Unterversorgung von bestimmten, nicht lebensnotwendigen Systemen und Organstrukturen sein, woraus im weiteren Verlauf Degeneration, mangelhafte Wundheilung und chronische Entzündungsprozesse resultieren können.

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Qualität vor Quantität:

Um unseren Körper mit genügend Energie zu versorgen, sowie ausreichenden Strukturbaustoffen zur Verfügung zu stellen, ist eine gute und abwechslungsreiche Zufuhr von komplexen Kohlenhydraten, Fetten und Proteinen von Nöten.

Dabei kommt es allerdings nicht ausschließlich auf die Quantität an, sondern ebenso auf die Qualität der einzelnen Bestandteile.

Beinhaltet unsere Nahrung z.B. vornehmlich Omega 6 Fettsäuren, ist auch deren Anteil in unseren Zellmembranen erhöht. Die Folge sind oftmals überschießende und chronische Entzündungszustände.

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Dem gegenüber stehen Omega 3 Fettsäuren mit gegenteiliger Wirkung.
Entsprechend sollte in diesem Kontext bei der Nahrungsaufnahme stets auf ein Verhältnis von maximal 1 :4 von Omega 3 zu Omega 6 Fettsäuren geachtet werden.

Gleiches gilt für die Qualität von Proteinen und Kohlenhydraten. bei Proteinen sollte eine hohe biologische Wertigkeit von Interesse sein. Ist vom Anteil an essentiellen Aminosäuren und deren Spektrum abhängig.

Bei Kohlenhydraten sollte auf die glykämische Last eines Lebensmittels geachtet werden.
Kohlenhydrate wie sie unter anderem in verarbeiteten Lebensmitteln vorkommen z.B Nudeln, Süßigkeiten und Backwaren sorgen aufgrund der schnellen Aufnahme im Darm für Blutzuckerspitzen.
Dabei steigt der Blutzuckerspiegel rasant an und fällt genauso schneller wieder ab ,was ein schnelles,erneutes Hungergefühl hervorruft.

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Bei entsprechender hoher Aufnahmemenge wird überschüssige Glukose schließlich in viszerales Fett umgewandelt.

Untersuchung aus den USA zeigen, dass bereits 40% der täglichen Kalorienzufuhr durch solche „low-Quality“Kohlenhydrate gedeckt werden.

Pflanzlichen Lebensmitteln findet z.B. in Wurzeln und Blattgemüse haben einerseits eine deutlich geringere glykämische Last, da sie zunächst einmal aufgespalten werden müssen, andererseits sorgt ihr hohe Faserstoffanteil für einen positiven Einfluss auf die Darm lebenden Mikroorganismen der Darmflora.

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Der Darm: Wurzel ganzheitlicher Gesundheit

Mit Blick auf die Darm Mikrobiotika hat die wissenschaftliche Forschung in den letzten Jahren riesige Fortschritte gemacht und zahlreiche Erkenntnisse zum Einfluss des Darms auf unsere Gesundheit liefern können.

Studien zeigen diverse Korrelationen zwischen einem gestörten Mikrobiom und bestimmten Erkrankungen z.B. Endometriose, neurodegeneratives Leiden unter anderem Multiple Sklerose (MS), Morbus Parkinson, Lumbargo (Hexenschuss)und rheumatoide Arthritis ,nicht zuletzt psychische Krankheiten wie Depressionen und Schizophrenie.

 

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Dementsprechend sollte eine ausgewogene, gesunde Ernährung, stets die Darmgesundheit im Auge haben und neben- bei Ballaststoffen und auch probiotisch wirksame Nahrungsbestandteile enthalten.

Gewährleistung der Nährstoffversorgung:

Die letztlich, wesentliche Funktionen ,die unser Ernährung erfüllen muss, ist es, alle essentiellen Mikronährstoffe zuzuführen, also Vitamine, Mineralien, Spurenelemente etc .um die Funktionsfähigkeit sämtlicher Stoffwechselmechanismen in unserem Körper gewährleisten und regulieren zu können.

Nährstoffe dienen dabei vornehmlich als Co-Faktor der schätzungsweise knapp 75.000 unterschiedlichen Enzyme, die wiederum an unzähligen Stoffwechselreaktionskaskaden beteiligt sind.

Enzymatischen Reaktionswege bewerkstelligen unter anderem Energieproduktion, Wachstum, Entwicklungs- und Immunkompetenz, so dass der Körper gestärkt und im Idealfall vor Krankheiten geschützt wird.

Nicht zuletzt helfen Mikronährstoffe dabei, Reparaturmechanismen zu ermöglichen, die der Körper benötigt, um nach Verletzung oder Krankheit regenerieren zu können.

Die entsprechenden Nährstoffe sind daher essentiell für Heilungsprozesse und die Wiederherstellung von Gesundheit.

Obwohl dieser Baustein unserer Nahrung derzeit wichtig für unsere Gesundheit ist, zeigen zahlreiche nationale und internationale Untersuchungen, dass die Zufuhr der meisten Mikronährstoffe deutlich defizitär ist.

Bei einigen davon z.B Vitamin D  teilweise über 90% der Bevölkerung verfehlten die empfohlene Mindestmenge.

Mangel der Moderne:

Eine Mangelversorgung mit Mikronährstoffen z.B Vitaminen und Spurenelementen, sollte in einer wohlhabenden Gesellschaft, wie unsere heute, keine große Rolle mehr spielen.

 Zeichnet sich die moderne Ernährungsweise tatsächlich in vielen Bereichen genau dadurch aus, durch den zunehmenden Konsum industriell hoch verarbeiteter Lebensmittel und den wachsenden Anteil an raffinerierten Mehlen, Zuckern und Ölen hat die Mikronährstoffdichte in unserem primär konsumierten Lebensmitteln kontinuierlich abgenommen.

Folglich fehlen essentielle Co-Faktoren für diverse Stoffwechselprozesse z.B Wundheilung, Energiegewinnung oder Immunfunktion.

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Mahlzeitenfrequenz:

In der überwiegenden Zeit unserer menschlichen Entwicklungsgeschichte war es außerdem stets notwendig, sich vor den Nahrungsaufnahmen zu bewegen, weil Nahrungsquellen überhaupt nur so erschlossen werden konnten.

In diesem Zusammenhang galt es, größere Zeitfenster zu tolerieren, in denen keine Nahrung verfügbar war.

Es ist davon auszugehen, dass sich die Physiologie des Menschen dahingehend adaptiert hat, im ständigen Wechsel von Essens- und Nüchternheitsphasen bzw. von Energie Verfügbarkeit und Knappheit zu leben.

Diese Hypothese folgend sorgt die heutige Situation aus kontinuierlichem Nahrungsüberangebot und einem bewegungsarmen Lebensstil für eine zunehmende Dysbalance dieser evolutionär programmierten Stoffwechselzyklen und zieht daher fast zwangsläufig Stoffwechselstörung nach sich.

Aus diesen Gründen sollte bei der Betrachtung einer gesunden Ernährungsweise nicht nur darüber nachgedacht werden, was gegessen wird, sondern auch WANN und WIE oft!!

 

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Methoden zur Regulation der Nahrungsaufnahme:

Über viele Jahre hinweg wurden Menschen mit erhöhten Blutzuckerspiegel empfohlen, mehrere kleinere Mahlzeiten am Tag zu konsumieren. Diese Ratschläge sind heutzutage längst widerlegt.

Gerade im Hinblick auf Blutzuckerkontrollen und Insulin Sensitivität, aber auch auf zahlreiche andere Körperfunktionen zeigen zahlreiche Studien mittlerweile den größeren Benefit von intermittierenden Fasten (Teilfasten) und Kalorien Restriktionen.

 

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„Low Grade Inflammation“:

Im Kontext mit der Osteopathie spielen Ernährungsfaktoren eine wesentliche, oft unterschätzte Rolle bei chronischen Entzündungsprozessen und Schmerzen.

 Wird sich meist unweigerlich die Frage, was unsere Ernährung damit zu tun hat?

Unser Darm ist mit seinem insgesamt ca 200 Quadratmeter Oberfläche nicht nur fast 100 mal größer als unsere Körperoberfläche, sondern es ist gleichzeitig das größte Immunorgan unseres Körpers.

Darmassoziierte Immunsystem (GALT= galt system good associated lymphatic tissue) beherbergt über 70% aller Antikörper produzierenden Zellen des Körpers.

Das ist insofern sinnvoll, da unser Darm wie auch Haut und Schleimhäute als erste Barriere zwischen der Außenwelt und unserem Inneren dienen.
Die Aufgabe des GALT-Systems ist zugleich einfach wie komplex, das ständig zwischen Gut und Böse unterschieden werden muss.

Funktioniert dieses perfekt ,aufeinander abgestimmte System aus Immunzellen, Darmbarriere und Mikrobiom aber nicht mehr, kann es zu einer Vielzahl von Problemen kommen..

Der westliche Lebensstil, mit seiner nicht artgerechten und einseitigen Ernährung, dem Mangel an Bewegung und chronischen Stress führt daher gehäuft zu niedriggradigen Entzündungsprozessen bzw. einer Metainflamation im Körper.

Ursache hierfür ist, dass die Darmwand (Tight junctions), aufgrund der genannten Einflüsse durchlässiger wird.
Fremdkörper, Toxine und Krankheitserreger können diese Barriere somit einfacher überwinden und  in den Körper gelangen.

Es entsteht ein überstimuliertes Immunsystem, das auf lange Sicht nicht mehr adäquat und angepasst reagieren kann.

Folge können Autoimmunerkrankung sein, z.B. Multiple Sklerose oder rheumatoide Arthritis. ebenso verbreitet sind orthopädische Erkrankungen, z.B.Frozen Shoulder oder Lumbargo (akuter Hexenschuss), einer der am besten untersuchten Mechanismen zur Pathogenese von Rückenschmerzen und Bandscheiben Degeneration ist die Translokation von Darmkeimen in die Bandscheibe mit anschließenden Entzündungsprozess.

Rolle der Fettsäuren:

Neben der Integrität unser Schleimhautbarrieren spielt der Anteil verschiedener Fettsäuren in unserem Körper bzw. in unserem Zellmembran einer wesentliche Rolle.

Der Rat: gesättigte Fett und mehrfach ungesättigte Fettsäuren z.B Linolsäure, zu ersetzen war ein Bestandteil diverser Ernährungsrichtlinien, die allen voran dazu beitragen sollen, das Risiko für die Entwicklung einer Herzkrankheit zu verringern.

Zahlreiche Bevölkerungsstudien konnten in der Vergangenheit, allerdings keinen eindeutigen Zusammenhang zwischen dem Verzehr gesättigter Fettsäuren und kardiovaskulären Erkrankungen finden, auch nicht, wenn diese durch Linolsäure ersetzt wurden. Dies ist ein Hauptbestandteil des menschlichen Gewebes und zählt als Vorstufe des Arachnoidonsäure zu den Proinflammatorischen Omega 6 Fettsäuren.

Linolsäure,ist zwar eine essentielle Fettsäure, diese muss dem Körper jedoch zugeführt werden, allerdings zeigt sie, wie andere mehrfach ungesättigte Fettsäuren auch, aufgrund ihrer chemischen Struktur mit fragilen Doppelbindungen eine erhöhte Neigung zur Oxidation.

 

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Eine Anhäufung solcher oxidierten Metaboliten durch erhöhten Konsum, steht in Verbindung mit zahlreichen negativen Einflüssen auf unsere Gesundheit.

Laut Empfehlung der Deutschen Gesellschaft für Ernährung sollte Linolsäure daher nur 2,5% der täglichen Nahrungsenergie ausmachen, was ein Konsum  lediglich 5g pro Tag entspricht.

Im Rahmen von Entzündungsprozessen hat auch das Verhältnis entzündungsfördernder Omega 6 Fettsäuren und antientzündlicher wirksamer Omega 3 Fettsäuren eine große Relevanz.

Erstere sind generell essentiell, damit eine Entzündung überhaupt beginnen kann, was daher eine entscheidender Vorgang für alle immunologischen Prozesse ist, Beispiel für die Wundheilung.

Allerdings müssen Entzündungen beendet werden, um nicht zu chronifizieren, bedarf es einen Gegenspieler.

Diese Rolle übernehmen unter anderem die Omega 3 Fettsäuren (EPA und DHA), aus diesem Grund ist ein ausgeglichenes Verhältnis der beiden Fettsäurearten von optimaler 1:1 so wichtig.

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Bedeutung für die osteopathische Praxis:

Wie lässt sich dieses Wissen nun im Rahmen einer osteopathischen Behandlung einbauen?

Es empfiehlt sich neben der osteopathischen Anamnese die Patienten zu bitten , ein Ernährungsprotokoll anzufertigen, so dass man hierüber bereits Hinweise auf potenzielle Störfaktoren erhält.

Somit entsteht eine Übersicht zu allen antientzündlichen, wirksamen Lebensmitteln und Informationen zum Mikrobiom des Patienten, damit zu einer gesundheitsförderlichen Ernährung.

 Therapeutische Ernährungs- und Supplementierungsempfehlungen für spezielle Bereiche zum Beispiel für die Wundheilung können ausgesprochen werden.

 

Osteocrone Ganzkoerpertherapie

Fazit:

Die Ernährung bedeutet im therapeutischen Kontext mehr als nur deren Einfluss auf das Körpergewicht mit all ihren Folgen die Bereiche Energiemetabolismus und Immunität bestimmter Lebensmittel spielen hierbei wesentliche Rollen.

 Dadurch kann nachhaltige Heilung, spezifische Erkrankung oftmals nur durch Unterstützung und Anpassung von diversen Ernährungsfaktoren gelingen.

Es sollte das Hauptaugenmerk auf eine Rückkehr zu einer natürlichen und optimierten artgerechten Ernährung gelegt werden.

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